Hier kennt mich jeder nur als „Benno“
Im Interview (11/2015): Benno Leichtle kennt Westendorf wie seine Westentasche. Als Ex-Gemeinderatsmitglied und Ex-Feuerwehrkommandant kennt er jeden – und ihn kennt jeder.
Herr Leichtle, seit wann lebt denn das Westendorfer Urgestein im Ort?
Benno Leichtle: Ich bin 1950 in Westendorf geboren. In meiner Jugend musste ich viel arbeiten, um mir hier und da etwas dazuzuverdienen. Schon früh war klar, dass ich den Hof übernehmen sollte. Doch mein Vater war Landwirt im Nebenerwerb. Das war nie mein Ziel. Ich wusste: Ich mache es ganz oder gar nicht. 1976 habe ich den Hof übernommen und alles umgebaut. Einst lebten auf dem Hof nur zwei Ziegen und zwei Kühe. Zwischenzeitlich konnten wir den Hof auf 37 Hektar vergrößern und hielten 80 Tiere. Mittlerweile bin ich nun in Rente.
In nächster Nähe zu ihrem Haus wird’s ein wenig geschichtsträchtig. Wodurch?
Benno Leichtle: Gegenüber steht eine Garage für den kommunalen Bagger, der dort bereits 1956 einzog. 1965 wurde die Straße vor unserem Haus geteert. In den 60er Jahren kam der Kanal.
Wie hat sich die Infrastruktur Westendorfs verändert?
Benno Leichtle: Früher hatten wir zwei Metzgereien im Ort, heute gibt es nur noch Filialen. Auch gab es in Westendorf bis 1968 noch sechs Lebensmittelläden, einer davon war ein richtiges Nachkriegsholzhaus. Baracke sagten wir damals dazu. Bis die Straßen geteert wurden, konnten wir mit den Kühen noch vergleichsweise frei umhergehen. In Sichtweite zu meinem heutigen Wohnhaus sieht man noch das Haus, in dem bis 1972 die Molkerei in Westendorf untergebracht war. Wir gehörten zu den 60 Milchlieferanten, die es im Jahr 1964 im Ort gab. Damals waren wir die Nummer 57. Heute gibt es noch zwei Milchlieferanten. Der Dorfplatz hat sich sehr verändert und auch die Bahnüberführung wurde 1998/99 umgebaut.
Können Sie sich denn noch an Ihre Schulzeit und Jugendzeit erinnern?
Benno Leichtle: Ja, sicher. Ich gehörte zu den ersten Schülern, die 1956 in Westendorf eingeschult wurden. Als Kind durfte ich manchmal die Glocken auf dem Friedhof läuten – und bekam dafür eine Mark. Auch erinnere ich mich daran, in der Molkerei Dreieckstüten geholt zu haben. Regelmäßig musste ich in die Poststelle, die es heute auch schon längst nicht mehr gibt, um die Post zu holen.
Und wie sah Ihre politische Zeit in Westendorf aus?
Benno Leichtle: Ich war 24 Jahre lang – von 1990 bis 2014 – Mitglied des Gemeinderats. Früher tagten wir noch beim Schmidbaur. Erst 1996 zogen wir zur Gemeinderatssitzung ins Rathaus um.
Wie lässt es sich in Westendorf leben?
Benno Leichtle: Einfach toll. Der Zusammenhalt der Vereine ist stark. Ich selbst bin wohl in fast jedem Westendorfer Verein aktiv – außer bei den Schützen. Seit 51 Jahren bin ich bei der Feuerwehr, 12 Jahre war ich Kommandant, 42 Jahre in der Vorstandschaft. Pro Saison besuchen 1.800 Besucher die Vorstellungen unseres Theatervereins. Doch auch neben dem Vereinsleben gibt es in Westendorf alles, was man braucht. Im Dorfladen gibt’s Lebensmittel, wir haben eine Kirche, eine Gaststätte mit Biergarten und eine Kneipe. Zudem gibt es durch das örtliche Gewerbe sogar Arbeitsplätze im Dorf. Erst im Jahr 2000 wurde die Schule erweitert und wir haben eine Kindertagesstätte.
Welchen Platz nehmen Sie in der Gemeinde ein?
Benno Leichtle: Ich bin für alle nur der Benno. Das Mädchen für alles, aber nicht für jeden.